Entwicklung einer Kommunikationsstrategie zur Steigerung der gesellschaftlichen Akzeptanz für urbane Bienenhaltung
Aus dem Vorwort der Arbeit:
„Die meisten Menschen wollen mit Insekten möglichst wenig zu tun haben. Wohnungen werden vergittert, eingesprüht und peinlich
sauber gehalten, […] um unerwünschten Kontakt mit sechsbeinigen Lebensformen auszuschließen.[…] Das Ziel sich der Insektenwelt
fernhalten zu wollen ist zwar löblich, doch leider unerreichbar“ (Berenbaum, May 1997: 15).
Dieses Vorwort aus dem Buch „Blutsauger, Staatsgründer, Seidenfabrikanten – Die zwiespältige Beziehung von Mensch und Insekt“
umschreibt sehr treffend mein Interesse am Thema Bienenhaltung. Obwohl sie rund 80% der Lebewesen auf der Erde ausmachen,
leben Insekten größtenteils im Verborgenen. Manche bilden Staaten – wir bilden Städte. Sie leben in ihrer eigenen Welt und wir
Menschen in unserer. Zu Kontakt kann es an heißen Sommertagen mit ungeliebten Mücken, Wespen, uns belauernden Fliegen oder
einer „Ameisenplage“ auf dem Balkon kommen. Doch nicht alle Insekten rauben uns den Nerv. Es gibt sie auch, die „Guten“, die
Nützlichen, die Vorteilhaften – die Bienen.
Die Faszination für die Natur und der Respekt vor Lebewesen aller Art, begleitet mich mein Leben lang. Für mich ist die Frage, wie
der Mensch und in die Natur in Zukunft miteinander leben und auskommen werden, eine zentrale Frage, besonders in den Städten.
Wir befinden uns in einer wechselseitigen Abhängigkeit zueinander. Obwohl wir offenkundig wissen, wie wichtig die Natur für uns ist,
kommt es zunehmend zu Zerstörung von Lebensraum und Artenvielfalt. Egalität von Natur. In diesem Zusammenhang sehe ich es
als wichtig an, wann und wie man mit der Natur in Kontakt kommt um ein Verständnis für Lebewesen und Ökosysteme zu erhalten
und Empathie zu entwickeln. Mir wurde es in meiner Kindheit sehr leicht gemacht. Wir hatten einen sehr großen Garten in dem sich
die unterschiedlichsten Lebewesen, wie Ameisen, Fische, Hummeln, verschiedene Pflanzen, Obst, Gemüse usw. wiederfanden.
Außerdem besaßen wir immer Haustiere (Vogel, Kaninchen, Hund). Ich konnte ein Verständnis für die Lebewesen entwickeln. Tiere
im Speziellen sind für mich die eingängigsten Repräsentanten der Natur. Sie sind oft die ersten die uns in Kinderbüchern begegnen
und mit ihren Eigenarten und teils menschlichen Zügen begeistern. Doch nicht jedes Tier weckt sofort Sympathien. Der Grafiker, Schriftsteller und Illustrator Tomi Ungerer konzentrierte sich zum Beispiel in vielen seiner Kinderbücher auf tierische Helden die selten kuschelig und niedlich sind. Tiere wie eine Boa Constrictor, eine Fledermaus oder ein Geier, denen in der Realität wohl eher mit Ablehnung oder Ekel begegnet wird. Tomi Ungerer schaffte durch seine Darstellungen, den guten Charakter der Tiere in den Vordergrund zu stellen und so eine Akzeptanz für diese Tiere zu erzeugen. Die Honigbiene scheint derzeit kein Problem mit Ablehnung oder gar Ekel zu haben. Ein Sonderling unter den Insekten? Vielmehr stehen sie seit einiger Zeit im Fokus der Öffentlichkeit. Warum beschäftige ich mich mit diesem Thema? Meine Masterthesis basiert weniger auf der Faszination für Bienen und ihren biologischen Eigenschaften, wie man es in fast jedem Imkerbuch nachlesen kann, sondern vielmehr auf der Neugier einem Tier gegenüber, das es schafft eine enorme mediale Resonanz über Jahre zu erzeugen und Menschen dazu bewegt, die Tätigkeit des Imkers in ihrer Freizeit als Hobby in der Stadt auszuüben. Diesen regelrechten Hype um ein Tier in der Stadt hat mich von Natur aus kritisch gestimmt. An das Thema „städtische Bienenhaltung“ bin ich somit zugegebenermaßen mit ambivalenten Gefühlen gegangen. Für mich als Produktdesigner war das Projekt „Bee-Square“ die erste Arbeit, die sich mit einem Lebewesen im Bereich Gestaltung auseinandersetzt.
Masterthesis von Benedikt Neuhäuser
Betreuung:
Prof. Dr. Christa Liedtke
Prof. Dr. Brigitte Wolf